Das Wetter in Jamlitz und Eresing

Heute morgen habe ich den Regenmesser zum dritten Mal innerhalb von zwei Tagen geleert. Die Skala geht bis 35 mm, der Wasserstand reicht aber immer bis zum Überlauf. Das heißt, es waren jeweils mindestens 40 mm Regen, oder 3 x 40 = 120 Liter pro Quadratmeter in den letzten 2 Tagen.

Der Frühsommer beginnt hier normaler Weise um den ersten Juni. Deutlichstes Zeichen sind die weißen Dolden der Hollerbüsche. Doch nichts ist davon zu merken. Andere Gehölze sind nicht so sensibel wie der Holunder und öffnen einfach ihre Blüten, wenn die Zeit gekommen ist. So zeigt die Glyzinie, Wisteria sinensis heuer einen sehr üppigen Blütenbehang und auch der Goldregen. Der Flieder richtet sich mehr nach den Temperaturen und blüht noch immer, während er sich in Jamlitz schon vor 12 Tagen ins Braune verfärbte. Dafür blühen dort die ersten Rosen: Rosa pimpinellifolia „Double White“.

Der Höhenunterschied, dort 60 m, hier 600 m über dem Meer macht sich deutlich bemerkbar. Geregnet hat es auch dort zu genüge, aber den Stauden und Gehölzen im Sandboden tut es gut. Die alten, schönen, schlichten Schwertlilien, verschiedene Iris germanica, Iris pallida, Iris squalens und Iris flavescens, die dort in der letzten Maiwoche ihren Höhepunkt hatten, litten allerdings, bogen sich im Regen, manche brachen ab.

Ein besonderes Kapitel, hier wie dort, sind die Akeleien. Ihr Samen steckt überall im Boden, jedes Jahr erleben wir an neuen Stellen neue Farbvarianten. Den Anfang machten wir mit Samen von Aquilegia atrata vom Wildstandort. Diese auberginfarbene Art mischte sich bald mit zugewanderten Aquilegia vulgaris Hybriden. Es entstanden zauberhafte dunkelblaue Exemplare, bald aber eine Mischung von weiß über rosa bis blau, auch zweifarbige Akeleien. Regen kann ihnen nichts anhaben, sie stehen stolz da, Stauden des Überganges vom Frühling in den Sommer. In Eresing ist besonders schön das Miteinander von Akeleien mit Süßdolden, Myrrhis odorata.

Ansonsten verharren hier die Stauden. Noch immer sind späte Tulpen zu sehen, noch immer blühen einige Paeonia officinalis und die Maiglöckchen. Hinzugekommen ist die Taglilie „Maikönigin“ und, heute im Regen erblüht, Meconopsis cambrica. Der Garten verliert seine Strukturen. Alles ist grün in grün. Das vegetative Wachstum verläuft bis jetzt ungebremst, aber alles hängt nach unten und trieft vor Nässe. Das Erfreuliche an diesem Standort hier: Der Schotter im Untergrund lässt das Wasser schnell ablaufen, so dass die Hoffnung besteht, nach zwei trockenen Tagen den Boden wieder betreten zu können.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
Mehr lesen