Der Frühsommer im Auenwald

Text: Christian Seiffert

Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer

Frühsommer: Der Klatschmohn blüht, wo er blühen darf, der Winterroggen stäubt, Robinien, Rosen und der Wein verbreiten intensive, liebliche Düfte. Das alles spielt sich draußen ab, auf den Feldern, in den Gärten, in der vollen Sonne.

Im Auenwald hat sich das Blätterdach geschlossen. Nur noch ein Bruchteil des Sonnenlichtes gelangt bis auf den Boden. Und dennoch: auch in dieser relativen Dunkelheit blüht es weiter - und wieder hauptsächlich weiß. Nach Leucojum vernum und Allium ursinum nun Aegopodium podagraria. Es handelt sich um den Widersacher der Gärtner und Gartenfreunde, über den nachzulesen lohnt im Beitrag „Wie wär´s mit Giersch“ von Angelika Traub. Giersch ist in der Tat ein Teufelszeug, zumindest so lange, wie er zulegt, in die Breite geht, verdrängt. Deshalb passt er über-haupt nicht in Beetstaudenbereiche und nur gelegentlich in ganz be-stimmte Wildstaudenbereiche. Wie das aussehen könnte – man muss es nicht forcieren – zeigt uns der Auenwald. Schon im Erstfrühling tauchten die Gierschblätter zwischen Buschwindröschen und Leberblümchen auf. Aber sie zogen noch nicht die Aufmerksamkeit auf sich. Selbst im Vollfrühling wurde das Auge von der Bärlauchblüte so abgelenkt, dass von Giersch noch nicht die Rede sein konnte. Und nun, im Frühsommer ist er auf einmal da und blüht raumfüllend. Später werden, nachdem Samen reichlich ausgestreut wurde, Stiele und Blütendolden in sich zusammenfallen, der Giersch ist verschwunden. Die friedliche Koexistenz mit Giersch funktioniert also und zwar dann, wenn der Garten, der Wald, der Auenwald reif ist. Dann hat sich ein Gleichgewicht der Kräfte eingestellt, keine Art verdrängt mehr die anderen, alle leben miteinander. Zu Verschiebungen bei den Arten würde es erst kommen, wenn sich durch die Entnahme oder das Absterben von Bäumen die Lichtverhältnisse grundlegend veränderten.

Anmerkungen zum Türkenbund

Noch findet man Lilium martagon, den Türkenbund im Auenwald, doch nur noch sehr vereinzelt. Er macht den Eindruck, als fühle er sich hier nicht ganz wohl. Sein Hauptvorkommen ist in Buchenwäldern auf Kal-kuntergrund und nicht in Überschwemmungszonen an Bachläufen. Deutlich ist ein Rückgang seit 30 Jahren zu beobachten. Beigetragen hat sicher in letzter Zeit auch das Lilienhähnchen. Einzelne Pflanzen waren sehr stark befallen, so, als ob weit und breit keine andere Futterpflanze vorhanden wäre.
Im Hochsommer macht das Blätterdach wieder einen etwas lichteren Eindruck. Auch wartet er mit einer bemerkenswerten Hochstaude auf. Dazu demnächst mehr.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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Text: Christian Seiffert

Fotos: Christian Seiffert und Staudengärtnerei Gaißmayer