Gartennotizen aus Jamlitz

Phlox-Erfahrungen: 'Winnetou' und 'Minehaha'

Winnetou hat auf dem jamlitzer Grundstück immer eine große Rolle gespielt. Zumindest, solange meine Brüder und ich nicht älter als 16 Jahre waren. Ich erinnere mich, wie ich Stunden an eine Kiefer gebunden verbringen musste, am Marterpfahl! Heute steht 'Winnetou' im Lustgarten, als einer unter mehreren Phloxen. Er ist ein Vertreter der erst vor wenigen Jahren für den Garten entdeckten Phloxart Phlox amplifolia. Mit Breitblatt-Phlox ließe sich dieser Name übersetzen. Deutliche Unterschiede zum großen Stauden-Phlox, zu den Sorten von Phlox paniculata sind zunächst nicht ohne weiteres festzustellen. Was wohl daran liegt, dass 'Winnetou' eine Hybride beider Arten ist.

'Winnetou' ist aber nicht die erste und nicht die einzige Hybride. Allein im jamlitzer Garten findet man fünf weitere Sorten und die Wildart Phlox amplifolia. Den Anfang machte die Sorte 'Kurpel' von Dr. Hans Simon, von der ich gerade erfuhr, dass sie vermutlich keine Hybride, sondern eine Auslese aus Phlox-Amplifolia-Nachsaat ist. 'Kurpel' erwies sich hier im Sand bei geringen Niederschlägen als äußerst vital und gesund, bildet einen kräftigen Horst, blüht üppig in einem lichtvioletten Farbton, der je nach Tageszeit und Sonnenstand seinen Farbcharakter ändert. Dieser hellviolette Farbton zeichnet mehr oder weniger auch die Wildart aus, die niedriger, dünntriebiger, insgesamt zarter aussieht.

Ein Charakteristikum bei den hiesigen Exemplaren: Wenn man denkt, sie sind verblüht, dann fangen sie noch einmal neu an zu blühen. Ja, sogar Seitentriebe bilden noch Blüten. Phlox amplifolia begann am 1. Juli 2007 zu blühen und ist jetzt, Ende August, noch immer in voller Blüte! Wenn man diesen Wild-Phlox zu früh schneidet, bringt man sich um Blütenfreuden und um Sämlinge, die als interessante Gehölzrandstauden dienen könnten.

Von Hermann Fuchs stammt die Auslese 'Hof', kräftiger rosa blühend mit einem schwach dunkelrosa Stern. Auch von dieser Auslese sind Kinder aufgetaucht, sogar in einer Trockenmauer, von leuchtender Schönheit.

Nun aber endlich 'Winnetou'! Bei dieser Sorte wurde aus dem Hellviolett ein leuchtendes, kräftiges Dunkelrosa. Im Blütenzentrum nimmt es an Intensität zu, wird konzentriert rot. Auch 'Winnetou' blüht nach. Man denkt, jetzt ist die Blüte vorbei, da beginnt sie noch einmal. Die Staude bildet einen kräftigen, gesunden Horst, ist trockenresistent und relativ anspruchslos. Und dies gilt auch für den zweiten Karl May-Phlox, für 'Minnehaha'. 'Minnehaha' blüht hellrosa, wird zum Zentrum der Blüte hin heller, um dann im Mittelpunkt der Blüte ein dunkelrotes Auge zu zeigen. 'Winnetou' und 'Minnehaha' sind herrliche Phloxe für die Staudenrabatte in Regionen, die sich für Phlox paniculata-Sorten aus Wassermangel weniger eignen.

Zu guter Letzt zwei weiße Sorten, in denen Amplifolia-Gene deutliche Spuren zeigen. Zierlicher, dafür mit etwas größeren, schönen Blüten ausgestattet ist die Sorte 'David', kleinblütiger, dafür aber als Staude sehr üppig die Sorte 'Weiße Wolke'. Wenn in schlimmen Jahren fast alle Phloxe am Verdursten waren, überstand die 'Weiße Wolke' diese schlimme Phase triumphierend.

'David' fällt unter allen Amplifolia-Sorten und der Wildart deutlich durch seinen besonders angenehmen Duft auf. Während sonst die P. paniculata- und P. amplifolia-Sorten alle ziemlich ähnlich ein wenig nach Maggikraut, nach Curry, nach Großmutters Küche und Garten duften, kommt bei 'David' ein fruchtig-süßer Aspekt hinzu.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass Phlox amplifolia, seine Hybriden und Auslesen eine große Bereicherung des Gartens sind. Es sind neue Lebens- und Klimabereiche für den Phlox erschlossen, die sich für Phlox paniculata-Sorten nicht eigneten.

Christian Seiffert
aus Jamlitz und Eresing Seit 2001 experimentiert Christian Seiffert parallel in zwei geographisch weit auseinanderliegenden Gärten: in Oberbayern und in der Niederlausitz, im Land Brandenburg.
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