Schwertis Farntrilogie – Teil I

Text: Michael Schwerdtfeger
Fotos: Michael Schwerdtfeger und Staudengärtnerei Gaißmayer

Den ganzen langen Winter freut sich unser farbenhungriges Auge auf das zartgrüne Frühlingserwachen. Manche Pflanzen, etwa Campsis, die kletternde Trompetenblume, oder Catalpa, der Trompetenbaum, dessen Blüten wie die von Campsis tatsächlich am Trompeten erinnern, verharren bis in den Mai im Tiefschlaf. Lonicera hingegen, im Deutschen als Geißblatt oder Heckenkirsche bekannt, treibt immer schon im Spätwinter aus.

Unsere winterharten Farne werden hingegen noch lange nicht grün. Aber Moment: viele sind ja immer noch grün! Allerdings verhalten sich die Gattungen da ganz unterschiedlich, selbst die beiden häufigsten Farne unserer Wälder: Der Frauenfarn (Athyrium filix-femina) verabschiedet sich im November mit ockerfarbenen Herbsttönen, während wir die Blätter des Wurmfarns (Dryopteris filix-mas) noch zur Schneeglöckchenblüte, zwar niedergedrückt, aber immer noch grün, antreffen können.

 

Viel schöner und auch im Garten sehr wertvoll sind freilich Farne, die nicht nur die grüne Farbe, sondern auch ihre Struktur über den Winter behalten, etwa Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) oder die wunderschönen Polystichum-Arten. Raureif kann auf ihren Blättern mystisch-magische Winterbilder schaffen, und im Frühjahr bilden sie einen grünen Rahmen für Märzenbecher (Leucojum vernum), Lenzrosen (Helleborus orientalis), Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) und andere Frühaufsteher.

Schneidet man jetzt bald die alten Blätter ab? Das ist Geschmacksache! Manche Gartenfreunde schneiden, kurz bevor die neuen Wedel austreiben, die alten ab und rufen »Bühne frei« für das charakteristische, schneckenförmige Entrollen der neuen Blätter. Besonders kurios macht das der wintergrüne, in Ost-Asien beheimatete Elefantenrüsselfarn (Dryopteris atrata), denn der Name ist Programm: Wenn die jungen Wedel sich aufrollen, erinnern sie mit ihrer bräunlichen Behaarung tatsächlich an einen Elefantenrüssel. Was mich betrifft: ich müsste mich schon sehr langweilen, wenn ich es nicht in meinem Garten genauso handhaben würde wie in der Natur, wo die letztjährigen Blätter ohnehin unauffällig abtreten, nachdem sich die neuen entfaltet haben. Das alte Grün reicht also quasi dem neuen Grün die Staffel weiter.

Bei aller Zartheit des gefiederten Farnblattes: Gänzlich winterhart sind sie alle, der vergangene Winter mit minus 20 Grad hat es eindrucksvoll bewiesen. Allerdings hatten wir zum strengen Frost auch viel Schnee. Kahlfrost und Wintersonne jedoch vertrocknet die schönen Blätter und manchmal sogar den Vegetationspunkt. Auch in der Natur wachsen sie ja in niederschlagsreichen Gebieten oder in schattigen Bachschluchten, wo ihnen die schlimme Kombination von Frost und Wintersonne erspart bleibt. Wenn wir das berücksichtigen und den fehlenden Schnee notfalls durch einen Fichtenzweig ersetzen, kann unseren wintergrünen Farnen nichts passieren.



Lust auf mehr?

Sie können unser Gartenmagazin jetzt auch abonnieren und verpassen keine Ausgabe. Hier geht's zum Abo

Gut zu wissen: Ihre Daten sind bei uns sicher. Wir geben sie nicht an Dritte weiter.

Michael Schwerdtfeger
Vollblutbiologe Dr. Michael Schwerdtfeger, geboren 1964 im plattdeutschen Flachland zwischen Weser und Lüneburger Heide, träumte er von Sielmann und Grzimek, von Abenteuern mit Pflanzen und Tieren in fremden Ländern.
Mehr lesen

Text: Michael Schwerdtfeger
Fotos: Michael Schwerdtfeger und Staudengärtnerei Gaißmayer