Der Vorfrühling und seine Gerüche

Der Vorfrühling und der späte Winter überschneiden sich im atlantisch-europäischen Raum sehr häufig.

Wir alle kennen das, ein paar mildere Tage und plötzlich sind die Haselkätzchen offen, oder die Erlen beginnen zu blühen. Ein Rückfall in den Winter ist aber jederzeit möglich und in Regionen über 500 m Höhe auch die Regel.

Um so erstaunlicher, dass wir den Vorfrühling riechen können, auch wenn der Geruch manchmal regelrecht einfrieren kann. Was duftet denn da schon? Die paar Blümchen in den Gärten? Nein, die allein können nicht so eine Frühlingsahnung verbreiten. Es sind vor allem die Böden, die bei etwas Wärme wieder aktiv werden. Es sind die Mikroorganismen, die Pilze, die Bakterien, deren Lebenstätigkeit riechbar wird, ähnlich wie bei Gewitter nach einer langen Sommertrockenheit. Und es kommt noch etwas hinzu, ein flächendeckender Umstand: Die Gehölze beginnen in Saft zu gehen, und das kann man riechen. Nicht am einzelnen Trieb, aber ganz allgemein, wenn man einen Spaziergang entlang einer Hecke macht, durch einen Park oder Wald.

Bei den Phänologen gilt das Blühen der Schneeglöckchen als Signal für den beginnenden Vorfrühling. Blüte heißt, dass die Blütenblätter deutlich abgespreizt sein müssen. Und für die phänologischen Beobachter ist ferner wichtig, nicht Schneeglöckchen zu bewerten, die im Schutz besonders warmer Stellen blühen. An einer Hauswand fangen sie u.U. schon 10 Tage früher an. Auch gilt nur das heimische Schneeglöckchen Galanthus nivalis, nicht etwa Galanthus elwesii, das sehr viel früher zu blühen beginnt.

Duften Schneeglöckchen? Wenn sie richtig blühen, duften sie sehr angenehm frisch-lieblich, leicht süß. An wärmeren Tagen werden durch diesen Duft sogar die Bienen schon aus dem Winterquartier gelockt. Eine ganz andere Duftnote haben die zur gleichen Zeit blühenden Winterlinge Eranthis hyemalis. Ihr Duft erinnert ein wenig an den von Stiefmütterchen.

Was nun die Cyclamen anbelangt, so gehört Cyclamen coum zu den naseweisen Vor-Vorfrühlingsblühern. Bereits zu Weihnachten zeigen sie ihre karminroten Knospen. Leider duften die in meinem Garten nicht. Wenn jemand andere, positive Erfahrungen hat, dann möge er sich melden.

Lange dauert es nicht, da kommen auch die ersten Krokusse als Duftspender hinzu: Der zarte Elfenkrokus, Crocus tomasinianus, der hell violett bis weiß blüht und sich gern durch Samen ausbreitet, oder Crocus sieberi, mit hellvioletten Blüten und gelbem Schlund. Sie alle duften lieblich, wenn man mit der Nase erst einmal dran ist. Gar nicht so einfach, im Vorfrühling, wenn der Boden noch sehr feucht ist! Eine Ideallösung für die niedrigen Frühlingsblüher wären Hohlwege, durch die man lustwandeln kann und dabei rechts und links die schönsten Düfte erhascht. Vom Schneeglöckchen im Vorfrühling bis zum Maiglöckchen im Vollfrühling.


Vorfrühlingsdufter

In der Natur

die Böden der Felder,
der Wiesen und Weiden
die saftenden Gehölze

Im Garten

Schneeglöckchen
Winterlinge
Iris reticulata
Winterschneeball
Zaubernuss